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Nahrungsmittelallergien

Lernziele

Nach diesem Kapitel können die Teilnehmer:

  • die diagnostische Vorgehensweise bei Nahrungsmittelallergien beschreiben
  • konventionelle und neue Allergensensibilisierungstests zur Unterstützung der Diagnose von Lebensmittelallergien beschreiben
  • die möglichen Anwendungen der komponentenbasierten Diagnostik bei Patienten mit Nahrungsmittelallergien in der Klinik erklären.

Nahrungsmittelallergien

  • Nahrungsmittelallergien werden definiert als „unerwünschte Gesundheitsereignisse aufgrund einer spezifischen Immunreaktion, die reproduzierbar bei Kontakt mit einem bestimmten Nahrungsmittel auftritt“.1
  • Sie können klassifiziert werden als:2

  • Nahrungsmittel können ebenfalls nicht-IgE-vermittelte Immunreaktionen und Reaktionen nicht-immunologischen Ursprungs auslösen. Letztgenannte Reaktionen werden als Nahrungsmittelunverträglichkeiten definiert und können häufig mit Nahrungsmittelallergien verwechselt werden.1,3
  • Primäre Nahrungsmittelallergien in Europa:
    • Weit verbreitet – 7 Millionen Europäer leben mit einer Nahrungsmittelallergie4
    • Ansteigende Prävalenz5
    • Am häufigsten ausgelöst durch Erdnüsse, Nüsse, Fisch, Schalentiere, Ei, Milch, Weizen und Soja6
  • Man muss bedenken, dass Nahrungsmittelallergien oft vom Patienten selbst diagnostiziert werden, wodurch diese Prävalenzraten deutlich höher erscheinen als jene, die mit diagnostischen Tests bestätigt wurden.6

Klinische Symptome in Verbindung mit Nahrungsmittelallergien7

  • Häufige Symptome, die mit Allergien gegen Nahrungsmittelproteine in Verbindung gebracht werden:

Symptome müssen mit der Nahrungsmitteleinnahme in Verbindung stehen
*Nahrungsmittelabhängige, anstrengungsinduzierte Anaphylaxie: Eine seltene Erkrankung, bei welcher Personen eine IgE-vermittelte Überempfindlichkeit nur in Verbindung mit körperlicher Anstrengung entwickeln, die zu einer Anaphylaxie führt.

Warum ist die korrekte Diagnose wichtig?

  • Nahrungsmittelallergien können Anaphylaxien verursachen und für den Patienten tödlich sein.8
  • Um unnötige diätische Einschränkungen zu vermeiden, die soziale, psychologische und ernährungsbedingte Folgen haben können.9,10
  • Um IgE-vermittelte Nahrungsmittelallergien zu identifizieren, da Nahrungsmittel sowohl IgE- als auch nicht-IgE-vermittelte Reaktionen hervorrufen.
    • Diese können ähnliche klinische Symptome wie z. B. ekzematöse Hautausschläge / Läsionen, Durchfall und Schmerzen verursachen.11
  • Nahrungsmittelallergien stehen in Verbindung mit anderen atopischen Erkrankungen, einschließlich allergischer Rhinitis, Asthma und atopischer Dermatitis.12

Mit welchen Hindernissen sehen sich Ärzte häufig bei der Diagnose einer Nahrungsmittelallergie konfrontiert?

Testen bei Lebensmittelallergien

  • Um festzustellen, ob die Symptome eines Patienten durch eine Allergie, und nicht durch eine andere Erkrankung verursacht werden, wird ein Allergensensibilisierungstest empfohlen.14
  • In der Vergangenheit wurden für die erste Testung Haut-Prick- und spezifische IgE-Tests empfohlen.14 Jedoch:
    • Die Verwendung von Haut-Prick-Tests hängt von der Verfügbarkeit, dem Training der durchführenden Person und den Risiken ab. Diese schließen eine Anwendung in der hausärztlichen Versorgung häufig aus.
    • In-vitro-Tests (wie spezifisches IgE) haben den Vorteil, dass sie in der hausärztlichen Versorgung leicht verfügbar sind, das Personal keine zusätzliche Schulung benötigt und für den Patienten kein Risiko durch eine potenzielle Reaktion besteht.15
  • Ein oraler Provokationstest (Oral Food Challenge, OFC) kann in Verbindung mit der Krankengeschichte und der Identifizierung einer IgE-Sensibilisierung verwendet werden, um die Diagnose einer Nahrungsmittelallergie zu unterstützen.14
    • Obwohl OFC als der Goldstandard für die Diagnose von Nahrungsmittelallergien gilt, ist dieser häufig nicht durchführbar. Er muss in einem speziellen Umfeld mit sofort verfügbarer Notfall- oder Intensivpflegeunterstützung durchgeführt werden.
  • In den letzten Jahren hat die Möglichkeit zur Identifizierung von Allergenen auf molekularer Ebene das Verständnis des Mechanismus der Nahrungsmittelallergie erheblich erweitert. Die Komponentendiagnostik (Component-Resolved Diagnostics [CRD]) sollte in das bestehende Instrumentarium für diagnostische Tests aufgenommen werden.16
    • Es gibt zunehmend Evidenz dafür, dass die Verwendung der Komponentendiagnostik in Kombination mit herkömmlichen Sensibilisierungstests die analytische und diagnostische Leistung verbessert und in ausgewählten Fällen zu einer Verringerung des Bedarfs an oralen Provokationstest führen kann.

Wann sollte ein Hausarzt einen Patienten bei Verdacht auf Nahrungsmittelallergie an einen Facharzt überweisen?

Wann ist es ratsam, einen Patienten einer oralen Nahrungsmittelprovokation zu unterziehen?

Komponentenbasierte Diagnostik bei Nahrungsmittelallergien

  • Dem Patienten wird für den Test eine Probe mit venösem Blut abgenommen und auf spezifische IgE-Antikörper gegen Allergenkomponenten aus Nahrungsmitteln untersucht.
  • Diese Tests können in verschiedenen Singleplex-Ansätzen (eine Komponente pro Test) oder in einem Multiplex-Ansatz (>100 Komponenten pro Test) durchgeführt werden.
  • CRD kann verwendet werden, um:
    • Ein patientenspezifisches Profil zu erstellen17
    • Bei der Unterscheidung zwischen primären, sekundären und kreuzreaktiven Nahrungsmittelallergien zu unterstützen18
    • Sensibilisierungsmuster auf klinische Symptome und eine entsprechende Behandlung zu beziehen19
    • Die Diagnosegenauigkeit in Verbindung mit herkömmlichen diagnostischen Tests zu erhöhen, wodurch möglicherweise die Anzahl oraler Nahrungsmittelprovokationen verringert werden kann20
    • Es besteht ein zunehmendes Interesse an der Anwendung von CRD in der personalisierten Medizin, insbesondere bei Kindern und älteren Menschen21
    • Das durch die CRD ermöglichte neuartige Konzept der „Bottom-up”- Diagnostik, also „von den Molekülen zur Klinik“ bietet eine zuverlässige diagnostische Aufarbeitung in kürzerer Zeit im Vergleich zu herkömmlichen Tests.21

Welche unterstützende Rolle kann die komponentenbasierte Diagnostik bei der Diagnose einer Nahrungsmittelallergie spielen?

Bei der Verwendung von CRD bei Nahrungsmittelallergien zu beachtende Aspekte

  • Die Krankengeschichte und die Symptome des Patienten sollten für die Auswahl der relevantesten Nahrungsmittelkomponenten herangezogen werden
    • Dadurch wird sichergestellt, dass Auswertungen im Zusammenhang mit der Krankengeschichte des Patienten erfolgen, und die Wahrscheinlichkeit klinisch irrelevanter Ergebnisse wird verringert. 15
  • Wie bei spezifischen IgE-Bluttests und Haut-Prick-Tests impliziert ein positiver IgE-Test, der mittels CRD durchgeführt wurde, nicht, dass diese Allergenquelle klinisch relevant ist. 15,16
    • Solche Ergebnisse sind nur klinisch relevant, wenn auch entsprechende Symptome vorhanden sind.

Zusammenfassung

  • Die genaue Diagnose einer IgE-vermittelten Allergie ist vor allem auf Grund des Risikos einer Anaphylaxie wichtig, und um unnötige diätetische Einschränkungen zu vermeiden, die soziale, psychologische und ernährungsbedingte Folgen haben können.
  • In-vitro-Tests sollten in der hausärztlichen Versorgung eingesetzt werden, um die Diagnose einer IgE-vermittelten Nahrungsmittelallergie zu unterstützen.
  • CRD kann dazu beitragen, zwischen primären und sekundären Allergenen zu unterscheiden und den Bedarf an oralen Nahrungsmittelprovokationen zu verringern.

Quellenangaben

  1. Boyce JA et al. Nutr Res. 2011;31(1):61–75.
  2. Worm M et al. Allergo J Int. 2015; 24: 256–293.
  3. Sicherer SH, Sampson HA. J Allergy Clin Immunol. 2018;141(1):41–58.
  4. European Academy of Allergy and Clinical Immunology. https://www.eaaci.org/documents/EAACI_Advocacy_Manifesto.pdf (accessed May 2019).
  5. Loh W, Tang MLK. Int J Environ Res Public Health. 2018;15(9):2043.
  6. Nwaru BI et al. Allergy. 2014;69(8):992–1007.
  7. Akdis CA, Agache I. (Editors). Global Atlas of Allergy. 2014. Zurich: European Academy of Allergy and Clinical Immunology.
  8. Bock SA et al. J Allergy Clin Immunol. 2001;107(1):191–3.
  9. Christie L et al. J Am Diet Assoc 2002:102(11):1648–51.
  10. Shemesh E et al. Pediatrics. 2013;131(1):e10–e17.
  11. Waserman S et al. Allergy Asthma Clin Immunol. 2018;14(Suppl 2):55.
  12. Boyce JA et a. J Allergy Clin Immunol. 2010;126(60): S1–58.
  13. Royal College of Paediatrics and Child Health.
    https://www.rcpch.ac.uk/sites/default/files/Taking_an_Allergy_Focused_Clinical_History_-_Allergy_Care_Pathways_Project.pdf (accessed May 2018).
  14. National Institute for Health and Care Excellence. https://cks.nice.org.uk/food-allergy#!scenario (accessed May 2019).
  15. Portnoy JM. Mo Med. 2011 Sep-Oct; 108(5): 339–43.
  16. Matricardi PM et al. (Editors). Molecular Allergology User’s Guide. 2016. Zurich: European Academy of Allergy and Clinical Immunology.
  17. Valenta R et al. Clinical and Experimental Allergy. 1999;29(7):896–904.
  18. Luengo O, Cardona V. Clin Transl Allergy. 2014;4:28.
  19. Canonica GW et al. World Allergy Organ J. 2013;6(1):17.
  20. Dang TD et al. J Allergy Clin Immunol. 2012;129(4):1056–63.
  21. Mothes-Luksch N et al. World Allergy Organ J. 2018;11(1):22.
 
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